
Wer sind die Mujeres del Maíz?
Ich habe in einem meiner letzten Beträge bereits kurz erwähnt, dass diese Frauengruppe eine Initiative ist, welche durch die Arbeit von Fedeagua entstanden sind. Bei den Mitarbeitenden handelt es sich größtenteils um Frauen, die in verschiedenen Dörfern rund um Nicoya in verschiedenen Gemeinden wohnen. Seit 2018 treffen sich immer die Frauen einer Gemeinde oder bei großen Veranstaltung auch Mal alle zum Kochen und Backen. Aus dem hier im Guanancaste viel wachsendem Mais stellen sie alle möglichen Lebensmittel her und verkaufen diese um so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Das ist das Ziel des Ganzen: Aus den vorhandenen Produkten und Zusammenarbeit eine Lebensgrundlage schaffen.
Fred und ich haben angeboten einen kurzen Film über die Mujeres del Maíz zu erstellen, der für Informations- und Werbezwecke auf Facebook oder anderen sozialen Medien veröffentlicht werden kann. Dafür brauchen wir natürlich Videomaterial. Deswegen nehmen wir am Donnerstag Nachmittag den Bus Richtung Corralillo, wo sich am nächsten Morgen um 4 Uhr in der Früh die Mujeres del Maíz aus dieser Gemeinde bei Holga treffen werden, um zu kochen.
An dem Dorfplatz angekommen stehen wir erstmal dumm dar. Wir wissen nicht, wo Holga wohnt und als wir am Telefon mit ihr gesprochen haben, haben wir auch nicht genau verstanden wo wir hin gehen sollen. Dafür haben wir so die Zeit die Atmosphäre dieses Dorfes auf uns wirken zu lassen. In der befindet sich ein Fußballplatz, wo Kinder verschieden Alters vergnügt vor sich hin kicken. Umsäumt ist der Platz von bunt angemalten Autoreifen, die zur Hälfte aus der Wiese ragen. Wir sehen eine Kirche, eine Licorera, Getränkeladen, aus dem laute Musik kommt und eine Bar. Trotz der Musik ist alles ruhig und strahlt eine Gelassenheit aus, die man in Nicoya niemals zu spüren bekommt.



Schließlich findet man uns doch und ein Nachbar bringt uns auf der Ladefläche seines Trucks bis vor Holgas Haustür. Besser gesagt Haustüren, denn auf ihrem Grundstück sind gleich zwei Häuser zu finden. Naja, das eine ist wohl eher eine Hütte. Wie sie und erklärt, ist das eine Haus, wo auch wir drin schlafen werden das neuere und bewohnt. Das andere ist ihr altes und wir als Lager, Koch- und Waschstelle gebraucht. Hinter dem Haus findet man zwei überdachte Kochstellen. Eine älter aussehende mit drei Feuerstellen und die andere mit ziemlich neu aussehendem Holzofen.


Holga und ihr Mann begrüßen uns sehr freundlich und sie lässt und direkt alle Produkte, die die Mujeres schon für morgen vorbereitet haben probieren. Es gibt Rosquillas surtidas und Tamal asado.


Rosquillas surtidas sind Ringe aus Maismehl und Käsepulver, die im Ofen gebacken werden und dadurch fest werden. Die Konsistenz ist ein wenig wir Mürbeteig. Aus der selben Masse werden auch Empanadas geformt, welche mit einer Art süßen Marmelade befüllt werden hergestellt.
Tamal asado ist eine Art Kuchen mit leicht gummiartiger Konsistenz. Zubereitet wird er auch, wie soll es bei den Mujeres del Maíz auch anders sein, mit Maismehl und Dulce, also Zucker. Genau gesehen habe ich noch nicht wie es hergestellt wird, aber Holga hat mir erklärt, dass die Masse über dem Feuer erhitzt wird und man sie so lange verrührt bis sie die gewünschte Konsistenz hat. Dann kühlt sie aus und kann zugeschnitten werden.
Das und die Zubereitung anderer Gerichte steht aber für morgen früh auf dem Plan. Wir bereiten gerade Saft aus Tamarindo zu, eine leicht säuerliche, glitschig Frucht in Bohnenform, als der Mann von Holga zusammen mit seiner Tochter nach Hause kommt. Sie arbeitet als Sekretärin bei einem Doktor im Krankenhaus von Nicoya. Mit 21! Mit ihr unterhalten wir uns lange über verschiedene Themen, unter anderem das Essen und den Käse hier im Vergleich zu dem in Deutschland. Dazu muss man wissen, dass es hier eigentlich hauptsächlich Käse aus Kuhmilch gibt und dieser immer relativ weich und frisch ist. Auch ihr Lieblingskäse namens Cuajadas, welcher scheinbar ein wenig Mozzarella wie wir ihn aus Deutschland kennen ähnelt, ist ihrer Meinung nach besser wenn sie ihn direkt vom Nachbarn kauft. Ihn in Nicoya zu kaufen, ist dann schon fast zu alt. Als wir ihr dann von Gorgonzola und anderen starken und alten Käsen erzählen ist sie total überrascht. Ein sehr lustiges Gespräch. Sie verabschiedet sich jedoch schon bald, um an ihrem Online-Unterricht teilzunehmen. Abends nach der Arbeit lernt sie nämlich, wie es viele junge Erwachsene tun, von Zuhause aus an einem Institut oder der Universität. Bei ihr ist es um später Menschen mit Alzheimer, Demenz oder anderen Krankheit betreuen zu dürfen. Irgendwie total beeindruckend. In Deutschland beschweren sich alle über das Online-Studium und für die Leute hier ist das zusätzlich zur täglichen Arbeit die komplette Normalität.
Nach dem Abendessen, Reis mit Bohnen, Ei und unreifer, grünen, Mango mit Salz (das isst man hier tatsächlich oft, teils noch mit Zitrone), gehen wir gegen 20h00 ins Bett. Ich darf im Zimmer der Tochter schlafen und Fred auf einer Matratze im Wohnzimmer. Wir beschließen Kurzhand die Matratze noch in mein Zimmer zu platzieren, da dort noch genug Platz ist und so nicht über ihn gestiegen werden muss, wenn das Haus betreten wird. Das hatten wir Mal lieber nicht gemacht, denn gegen 23h00 als Holga ins Bett geht klopft sie an der Tür uns Fred wird wieder ausgelagert. Schließlich dürfen Mann und Frau erst zusammen in einem Zimmer schlafen, wenn sie verheiratet sind. Zum Glück ist sie uns nicht böse, sondern wir lachen über die kulturellen Unterschiede.
Am nächsten Morgen geht es um 4 Uhr los. Nach und nach trudeln die Frauen ein, sodass wir gehen 4h30 zu siebt sind. Fred und ich helfen bei schnippeln, während die Frauen das Hühnchen und die Masse für die Tortillas vorbereiten.


Gegen 6h30 frühstücken wir Gallo Pinto (Reis mit Bohnen). Zu dem Zeitpunkt ist bereits alles für den guiso de chilote (eine Art Reiseintopf mit Hühnchen) und die gallinas arreglada con chilote (Hühnchen mit Kartoffeln) vorbereitet. Jetzt köcheln die Gerichte vor sich hin, während die Tortillas gebacken und das Tamal asado zugeschnitten wird. Fred und ich sammeln fleißig weiter Videomaterial.


Um 10h00 haben wir die Bestellung und das restliche Essen abgepackt und fahren gemeinsam nach Nicoya. Dort liefert der eine Teil der Gruppe die Bestellung an das Rathaus ab und wir stellen uns mit einem Stand vor die Bank. Gegen 13h30 würde so ziemlich alles verkauft und gemeinsame fahren die Mujeres del Maíz zurück nach Coralillo, während Fred und ich auf das Fedeagua-Gelände zurück kehren.
Es waren zwei spannend Tag, die mir einen super Einblick in die Arbeit der Frauengruppe gegeben hat. Damit du dir alles besser vorstellen kannst, habe ich wieder ein kleines Video zusammengeschnitten. Du findest es auf YouTube oder einfach wenn du hier drauf klickst:
Bis bald, Greta!