1 Jahr her – was bleibt?

Es ist mittlerweile über ein Jahr her, dass ich aus Costa Rica zurückgekommen bin. Wie geht es mir jetzt? Wie schaue ich auf die Erfahrung zurück? Was habe ich mitgenommen?

Die Semesterferien neigen sich dem Ende und bald fängt mein zweites Studienjahr an. Ich bin richtig glücklich in Lüneburg gelandet zu sein. Das Studium ist genau das Richtige für mich. Für die, die es nicht mehr ganz zusammenbekommen, mein Hauptfach heißt Global Environmental and Sustainability Studies mit Psychology and Society im Nebenfach. Konkret bedeutet das neben einem naturwissenschaftlichen Zugang in Ökologie, Chemie und Statistik auch sozialwissenschaftliche Inhalte wie Kommunikation und Gesellschaftspsychologie.

Eines der ersten Dinge die ich festgestellt habe ist, dass fast alle aus meinem Studiengang mindestens ein Jahr zwischen Schule und Uni Pause gemacht haben. Oft stand das FSJ, FÖJ oder ein anderer Freiwilligendienst in Verbindung mit Nachhaltigkeitsthemen oder Bildung. Viele davon waren in Europa, einige aber auch weiter weg in Südamerika oder Afrika. So kommt man ins quatschen und schnell stellt man fest: viele hatten Probleme in ihren Projekten. Wir tauschen uns aus und diskutieren.

Deswegen jetzt mal mein Fazit nach über einem Jahr zurück in Deutschland:

1. Sprache

Es ist gar nicht so leicht mich weiterhin darin zu üben Spanisch zu reden. Englisch spreche ich durch mein Studium jeden Tag und auch Französisch reden hier und da mal ein paar Leute. Meine Übung kommt durch Sprachnachichten an Bekannte in Costa Rica oder um Freundschaften aufrecht zu erhalten.

2. Kontakt halten

Es funktioniert eigentlich ganz gut mit den wichtigsten Leuten aus meiner Zeit in Costa Rica in Kontakt zu bleiben. Durch Instagram, BeReal und WhatsApp schreiben wir hin und her und schicken Fotos und Videos. Das Beste dabei: einige habe ich sogar schon live wiedersehen können. Tomás war im Winter mal in Hamburg und hat mir in Lüneburg einen Besuch abgestattet. Flo habe ich besucht, als ich mit Conrad zum Kürbisfestival nach Ludwigsburg gefahren bin. Aber auch Melissa habe ich jetzt erst wiedergesehen, weil sie dieses Jahr einen weltwärts-Freiwilligendienst mit AFS in der Nähe von Lüneburg macht. So ein glücklicher Zufall! Das wir sowas von ausgenutzt.

Aber auch mit den anderen Freiwilligen aus meinem Jahrgang stehe ich noch in Kontakt. Mittlerweile sind alle wieder zurück und haben ihre eigenen Weg eingeschlagen. Das Thema Costa Rica kommt natürlich auch hier immer wieder auf.

3. Erlebnisse

Immer wieder sitze ich in einer Vorlesung, höre etwas und denke mir – Moment mal, dass kommt mir bekannt vor. Ob zum Thema Indiegene, Artenvielfalt, Küstenschutz oder Meere, in Costa Rica habe ich viel erlebt, was mir in mein Studium jetzt theoretisch erklärt wird. Dadurch lerne ich rückblickend etwas aus meiner Zeit Vorort und kann Erfahrungen nochmal anders einschätzen und zuordnen. Reden wir zum Beispiel über den Verlust Indiegene Sprachen und die Verbindung zum Rückgang der Artenvielfalt, sehe ich die Frauen in Las Vegas vor mir, die nicht die Sprache Ngäbe (fast ausgestorben) unterrichten dürfen, weil sie keinen Highschool-Abschluss gemacht haben. Oder wenn wir über die verschieden Arten von Nationalparks und deren Vor- und Nachteile lernen, denke ich über die nach, die ich besucht habe und wie das Verhältnis der Lokalen zu den verschiedenen Parks war. Ich habe durch meine Zeit in Costa Rica, aber auch andere Reisen, einen direkteren Bezug zu den Themen. Mir fallen später Dinge auf, die ich plötzlich verstehe und so ganz anderen Wert bekommen. Das finde ich spannend an meinem Studiengang: die Anwendbarkeit und Vielseitigkeit.

4. Probleme

Auch jetzt noch ist es für mich immer wieder Thema, wie mit uns Freiwilligen in Costa Rica umgegangen wurde. Ich habe mich bei weltwärts dafür eingesetzt, dass unsere Einsatzstelle gesperrt wird (hat geklappt) und auch strenger gegen ProRegenwalds Umgang mit den Freiwilligen vorgegangen wird. Das hat nur so mittelmäßig geklappt, wenn ich von den Freiwilligen der nächsten Generation höre, wie wenig sich wieder für sie eingesetzt wird. Mich macht es traurig und wütend, dass meine investierte Arbeit dafür, dass ProRegenwald besser „überwacht“ wird, zu wenig Besserung beim Umgang mit den Freiwilligen geführt hat. Aber ich kann nicht mehr machen, als ich es schon getan habe. Ich habe mit denen geredet, die mich nach Hilfe gefragt habe, und mehr kann ich nicht tun. Immerhin etwas.

Was ich allerdings weiterhin machen kann ist offen davon zu berichten, wie mein Freiwilligendienst abgelaufen ist. Ich finde es wichtig, dass die Jugendlichen wissen, dass die Versprechen nicht unbedingt eingehalten werden und mit vielen Problem gerechnet werden muss. Heißt nicht, dass es bei allen so abläuft, aber es kann passieren. Also Augen auf bei der Wahl der Partnerorganisation!

5. Fazit

Oft werden mir nach meinen Erzählungen die selben Fragen gestellt: Würdest du es nochmal machen? Würdest du es weiterempfehlen?

Nein und Ja. So ein weltwärts-Freiwilligendienst bietet eine tolle Chance eine andere Kultur kennenzulernen, eine Sprache zu lernen und sich zu engagieren. Aber so wie mein Jahr abgelaufen ist würde ich es niemandem wünschen. Wenn also ein solches Jahr, dann mit einer Partnerorganisation, die groß und bekannt ist, wie zum Beispiel AFS. Sie haben überall auf der Welt solche und auch weitere Programm und sind daher strukturell gut aufgestellt dir im Notfall schnell und gut zur Seite zu stehen und zu helfen. Sie schicken jedes Jahr viele Menschen ins Ausland und wissen vorauf es ankommt. Andere kleinere Organisationen gehen auch, aber hör auf deine Bauchgefühl. Wenn sie so wie ProRegenwald von Anfang an nichts auf die Reihe bekommen, dass kannst du nicht damit rechnen, dass sich das im Laufe des Jahres verbessert. Hätte ich nicht so einen tollen Mitfreiwilligen wie Fred gehabt, Melissa nicht kennengelernt und zu ihr ziehen können oder durch den Schüleraustausch Natalia und Familie als Kontakt gehabt wäre ich spätestens im April zurück nach Deutschland gekommen. Ich hatte Glück, dass ich so viel Unterstützung von außen dabei gekommen habe meine Situation zu verbessern. Und ich habe ja auch wirklich etwas dafür getan.

Im Endeffekt bin ich glücklich diese Erfahrung gemacht zu haben, weil ich so tolle Menschen kennenlernen durfte und viel draus mitgenommen habe. Vielleicht auf eine nicht so angenehme Art und Weise, aber immerhin.

So, das wäre es jetzt erstmal. Ich checke jetzt meinen Kalender nach Terminen, um Melissa und co. möglichst schnell wiederzusehen.

Adios Greta

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Ein Kommentar

  1. So geht Kommunikation – Es haben aktuelle und zukünftige Freiwillige die Chance im Detail die Erlebnisse anzuschauen, reale Probleme zu verstehen und sich Gedanken zu machen, wie diese zu vermeiden sind. Auch die Geldgeber, der deutsche Staat mit seinem Weltwärts Programm kann sich offen Gedanken machen und Abläufe verbessern …. an mangelder Information, Beispielen oder fehlenden Ansprechperson liegt es nicht.
    Ich finde es besonders wichtig, dass man auch aus der Sicht der Freiwilligen hört, wie man das Erlebte im Rückblick versteht… und was man vom freiwilligen Dienst im Kopf mitwirkt. Danke und weiterhin einen positiven Ausblick aufs Leben – du kannst einen Unterschied machen!

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