
Gespannt blicke ich auf den E-Book Reader in meinem Schoß. Das Buch ist echt gut! So gut, dass ich alles um mich herum ausblende. Bis mir plötzlich ein komischer Geruch in die Nase zieht. Zuerst ignoriere ich ihn, aber als es nicht mehr aushaltbar wird schaue ich hoch. An den Fenstern ziehen Reihen und Reihen von Ölpalmen vorbei. Bald sehe ich dann auch den Grund für den Gestank: die Fabrik. Wir fahren weiter und kurz bevor der Bus in Naranjo ankommt sehe ich kleine Häuser am Rand der Plantagen aufblitzen. Bei diesem Gestank müssen die Menschen wohnen?
Auf dem Rückweg von Las Vegas heraus ist mir das Ausmaß dieser Plantagen nochmals richtig bewusst geworden. Von oben sieht man die wunderschönen unberührten Waldhänge in verschieden Grüntönen, unterschiedlichen Baumhöhen und vielfältige Vögel, die über das Grün fliegen. Dann ein klarer Strich und ein uniformer dunkelgrüner Teppich.


Egal wie praktisch es ist immer Strom und Internetzugang zu haben, umgeben von Ölpalmen an der Hauptstraße zur Fabrik zu leben? Nein, danke! Dann lieber im Regenwald, wo man im Garten Früchte ernten kann und Aras über die Köpfe fliegen.
Aber was genau ist eigentlich alles falsch an Ölplantagen?
- Regenwaldabholzung
Das offensichtliche und allgemein bekannte Problem solcher oder anderer Plantagen ist natürlich die Abholzung des Regenwaldes um Platz für den Anbau zu machen. Riesige Flächen gesunder Natur wird mit Maschinen inhalb kürzester Zeit platt gemacht. Dabei geht nicht nur der Lebensraum für alle möglichen Tiere und Pflanzen verloren, sondern auch die Lebensgrundlage einiger Menschen die von den Früchten, die in solchen Gebieten wachsen, ihre Familien ernähren.
Wir wissen alle, wie wichtig Bäume und andere Pflanzen bei der Speicherung und Umwandlung von CO² in Sauerstoff ist. Tja, diese Fähigkeiten geht nicht nur verloren, sondern bei der ganzen Aktion wird nochmal viel mehr neues Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. - Arbeitsbedingungen
Jetzt aber Mal zu einem Punkt, von dem ich im Detail gar nichts wusste. Es geht um die Bedingungen, die auf den Plantagen herrschen. Die Arbeitenden, meistens Männer, laufen mit mehreren Meter langen Stäben an denen oben eine kleine Klinge befestigt ist durch die Reihen und schneiden von den hohen Palmen die Früchte ab. Diese „Früchte“ sind riesige Trauben von kleinen harten Kugeln, die wie Sandsäcke aus ca. 10 m Höhe herunter fallen. Damit die Arbeitenden von diesen Bündeln nicht erschlagen werden müssen sie nach dem präzisen Schneiden mit dem langen Stab weg rennen. Was ist dabei das Problem? Naja, die Stäbe sind durch ihre Länge sehr unhandlich und auch der Boden macht es nicht leicht schnell von der Stelle zu kommen. Überall sammeln sich Haufen von alten Blättern und sonstigen Pflanzenresten. Die bieten übrigens ein optimales Zuhause für die berühmt-berüchtigte Terciopelo, eine aggressive Schlange deren Biss innerhalb kürzester Zeit tötet. Schutzkleidung? Genau, kein. Es wird in Gummistiefeln mit Hemd, langer Hose und Hut gearbeitet. Bei einem so gefährlichen Arbeitsumfeld würde man doch meine, dass wenigsten eine gute Bezahlung angemessen wäre. Falsch gedacht. Die Arbeit bringt so wenig Geld, dass sehr viel Extrastunden gearbeitet werden müssen, um davon leben zu können. Und weil das alles noch nicht gut genug ist, kommt dazu, dass die Arbeitenden nicht einmal Zuhause sicher von dem ganzen Spaß sind. Sie leben in den Häusern am Rande der Plantagen, sind weiterhin den ganzen Tag den Pestiziden und dem Gestank der Produktion ausgesetzt und auch in ihrem Haus nicht vor den Giftschlangen sicher. Das für ein Leben.



Und wofür das Ganze? Nur damit sich unsere Nutella leichter auf unserem Brot verstreichen lässt. Ob das so gerechtfertigt ist?
Falls ihr euch jetzt fragt, wo denn alles Palmöl enthalten ist, ist hier ein Link zu einem ziemlich guten Artikel: https://www.regenwald-schuetzen.org/verbrauchertipps/palmoel/palmoelprodukte-im-alltag/
Spanend und informativ… habe ich wieder etwas dazu gelernt. Nur woher kommt der Gestank? Wahrscheinlich werden die ausgepressten Früchte, die noch reich an Ölresten sind, verheizt um die Öfen zu betreiben. Erdöl muss ja auch raffiniert werden, zu Benzin bis man es vergleichsweise „kontrolliert“ verbrennen kann und auch dann riecht es nicht gut. Unraffiniertes Palmöl zum Heizen wird bestimmt viel schlimmer sein.
Ich freue mich auf die nächsten Blogs!
Der Endspurt läuft. !