
Ob ihr es glaubt oder nicht, der Titel stimmt. Wie ich da gelandet bin? Das ist eine lange Geschichte.
Angefangen hat alles, weil das Paket, was Fred von seiner Familie geschickt bekommen hat, im Zoll in Puntarenas fest hing. Also mussten wir irgendwann hin und es abholen gehen. Da Ende Februar normalerweise auch der Karneval in Puntarenas stattfindet dachten wir uns: „Das ist die Gelegenheit. Zwei Fliegen mit einer Klappe!“ Wegen Corona hat dann aber doch nichts stattgefunden und das Paket sollte irgendwie anders zugestellt werden. Doch die Idee die Pazifikküste zu besuchen ist geblieben. Statt nach Puntarenas sind wir dann aber ein bisschen weiter in den Süden gefahren. Nämlich in den Nationalpark Manuel Antonio.
Am Freitag morgen geht es mit dem Bus Richtung San José. In Barranca steigen wir aus und der Schwiegervater des Bruders der Köchen, die in der Woche mit der Gruppe aus El Salvador mit uns gearbeitet hat, holt uns dort ab und bringt uns nach Puntarenas. Er ist super nett, wartet bei der Poststation, wo wir das Paket aus unerklärlichen Gründen nicht bekommen, und fährt uns dann noch zur Bushaltestelle. Von dort nehmen wir den Bus nach Quepos. Nach 3 Stunden Fahrt sind wir angekommen und laufen zu unserem Hostel. The Jungle Container, wie sich unser Zuhause für die nächsten drei Tage nennt, liegt etwas außerhalb der Stadt, ist super süß eingerichtet und die Besitzerin ist total nett. Sie gibt uns den Tipp den Sonnenuntergang im Hafen anzusehen und so ziehen wir gleich wieder los. Zum ersten Mal in Costa Rica sehen wir die Sonne im Meer versinken. Auf dem Rückweg kehren wir bei einer Pizzaria ein. Nachdem wir wieder zurück im Hostel sind und mit zwei anderen jungen Reisenden aus Deutschland gequatscht haben beschließen wir erst übermorgen in den Nationalpark zu gehen und dafür morgen Quepos zu erkunden.



Als wir also am nächsten Morgen um 8h30, ein bisschen länger geschlafen als sonst haben wir tatsächlich, durch die Straßen von Quepos laufen ist es schon so heiß, dass wir unser Programm wieder spontan ändern. Statt Stadttour ist Strand angesagt. Nur das es in Quepos nicht wirklich einen gibt. Bei der Playa Naomi ist das Wasser zwar türkisblau und glasklar, aber es gibt keinen Sand. Deshalb beschließen wir kurzerhand zum nächsten Strand zu wandern. Nach einer kurzen Strecke auf einer einigermaßen vorhanden Straße durch den Wald kommen wir an eine Kreuzung von der zwei Wege abgehen. Ein Mann fragt uns, was wir den suchen würden. Wir erzählen ihm von unseren Plan, eine Küstenwanderung zur nächsten Playa zu machen, doch er sagt es gäbe keinen Weg. Kurz darauf kommt sein alter Freund Luis um die Ecke. Er möchte uns noch seine Vogelbestimmungskarte zeigen. Luis erzählt uns von seinem vor genau einem Jahr verstorben Freund der im Haus direkt an der Ecke wohnt. Ob wir den Ausblick von der Terrasse sehen wollen, fragt er uns. Zu schönen Ausblick sagen wir nicht nein und so führt uns Luis zu den Haus. Dort erzählt wir auch ihm von unserer geplanten Wanderung und siehe da, Luis weiß welchen Pfad wir nehmen müssen. Da sind wir also. Fred mit richtigen Schuhen und ich mit Birkenstocks mitten im Regenwald, weil ich eher auf eine Stadttour als eine abenteuerliche Wanderung eingestellt war. Aber egal, jetzt sind wir schon unterwegs.



Es geht hoch und runter, über Stock und Stein. Vom Aussichtspunkt runter zur Bucht und gleich darauf wieder hoch. Irgendwann sehen wir wieder andere Wandernde und wissen wir sind auf dem richtigen Weg. Doch genau das wird uns auch zum Verhängnis. In der nächsten Bucht nehmen wir, wie eine andere 3er Gruppe, statt den Landweg über den Hügel, eine Abkürzung über den Strand. Wir sehen sogar, so scheint es uns, den Weg der von der anderen Seite der Bucht kommt und laufen die nächste breite Straße entlang. Nur noch über einen Hügel und da müsste der Strand sein. Aber irgendwie macht der Weg einen Bogen und statt über den Hügel führt der Weg in einem Halbkreis zurück zur Bucht. Also gut, denken wir, nehmen wir halt den Weg der zu anderen Bucht zurück führt und laufen von dort aus weiter. Statt zurück führt der „Weg“ aber rauf zum Berg und ist schon bald nicht mehr als ein Trampelpfad den vielleicht 1 – 2 andere verirrte Wandernde genommen haben. Wir kämpfen uns in der prallen Hitze den super steilen Hügel hoch durch das hohe Gras. Ich bete einfach, dass die Schlangen, die hier normalerweise gerne wohne, gerade anders wo Futter suchen.
Endlich gelangen wir zu einer Baustelle, wo gerade die nächste Villa mit Ausblick gebaut wird. Wir setzen uns in den Schatten des Eingangs und essen erstmal eine Mango. Unsere Klamotten sind komplett durchnässt vor Schweiß und alles klebt. Wir sind erschöpft, aber glücklich. Angekommen sind wir aber noch nicht. Deswegen laufen wir schon bald weiter in die Richtung, die uns ein Mann mit Transporter zeigt. Es sei nicht mehr weit. Wir kommen zur Hauptstraße, bei der wir in den nächsten Bus steigen und noch ein ziemliches Stück die Berge rauf und runter zum Strand düsen. Von wegen 3 km!



Am Strand angekommen sind wir umgeben von Touristen. Da das der Abschnitt ist, der kostenlos zu besuchen ist, wimmelt es nur so von Badegästen. Verständlich, schließlich ist es super heiß und der Strand echt mega schön. Auch wir kühlen uns direkt kurz ab, bevor wir zum anderen Ende des Strands laufen, um dort abseits von den Maßen zu schwimmen. Gegen 16h00 nehmen wir den Bus zurück nach Quepos, schließlich hatten wir uns ja für heute vorgenommen die Stadt zu erkunden. Was muss, dass muss! Die Geschäfte sind schön, aber der Sonnenuntergang ist schöner. Deswegen setzten wir uns in den Hafen und schauen der Sonne beim Verschwinden zu. Danach geht es nach Hause, Sandwiches essen. Schließlich muss man es ausnutzen mal einen Sandwichmaker zu haben! Abends fallen wir müde ins Bett, morgen wird ein langer Tag.



Der heutige Tag steht ganz im Namen des Nationalparks Manuel Antonio. Unseren Proviant müssen wir am Eingang lassen und hoffen, dass keine der Tiere ihn findet. Im Park geht es direkt mit den ersten Bewohnenden der Wälder los. Mehrere blaue Morphofalter flattern uns entgegen und Vögel zwitschern laut in den Bäumen um uns herum. Ein Reh steht ruhig mitten auf dem Gehweg und Bambi springt aufgeregt um uns herum. Ein paar Meter weiter sehen wir ein Schwarzkehltrogon, ein Vogel mit dunkelgrünem Kopf, gelben Körper und schwarz-weiß gestreiften Schwanzfedern – laut und eindrucksvoll. Direkt am Wegesrand brütet ein anderer Vogel. Ich habe ungelogen, obwohl mir jemand genauestens beschreiben hat wo er sitzt, 20 Minuten gebraucht um ihn zu finden. Dabei habe ich eigentlich ziemlich gute Augen. Aber die Tarnung war einfach der Hammer! Wir laufen weiter, sehen über uns die Brüllaffen sitzen und dann entdecke ich es. Mein erstes Faultier! Es ist das mit drei Fingern, was gemächlich von einem Ast zum anderen schwankt. So langsam! Sofort kommen alle anderen Gruppen angelaufen, Guides stellen ihre Guckrohre auf. Ein sehr süßes Geschöpf. Es bleibt nicht das einzige seiner Art, was wir an diesem Tag sehen werden. Wobei die anderen eher Fell-Kugeln gleichen.



Aber die Tiere sind nicht das einzige tolle, was der Park zu bieten hat. Alle Wege, die Fred und ich entlang wandern, bieten tolle Aussichtspunkte und sind an sich schon ein Abenteuer. Wie am Vortrag geht es hoch und runter, nur diesmal mit Stufen. Zwei Mal sehen wir ein Agouti neben uns durchs Unterholz schleichen. Nach der ganzen Anstrengung kühlen wir uns gegen Mittag im türkisen Meerwasser ab und legen uns zum Ausruhen in den Schatten der Palmen. Auf dass mir keine Kokosnuss auf den Kopf fällt!



Nach einem kleinen Nickerchen geht es auf den Rückweg auf Holzstegen durch die Mangroven. Vor uns läuft eine Waschbärenfamilie über die Planken. Als wir schon fast aus dem Park draußen sind und nur noch unseren Proviant aus den Schließfächern holen müssen sehen wir noch zwei weitere Waschbären die scheinbar genau wissen, wo es leicht Futter zu ergattern gibt. Was für ein ereignisreicher Tag!



Da es jetzt nicht mehr lang bis zum Sonnenuntergang ist, entschließen wir uns noch eine Weile in Manuel Antonio zu bleiben. Die Sonne versinkt wie ein orangener Feuerball im Meer während Boote Schirme mit Menschen hinter sich her ziehen. Traumhaft!
Dieses Bild begleitet mich auch noch am nächsten Tag, als wir uns auf die lange Rückreise mit viel Wartezeit auf die Fähre in Puntarenas machen.



PS: Es gibt passend dazu auch ein Video auf meinem YouTube-Kanal namens Mai Live
Was für ein Abenteuer! Es ist so schön, wenn man sich auf solche Dinge einlassen kann! Aber der Teil mit den Schlangen im Gras hat mir nicht gefallen!
Unglaublich was Ihr; in nur 3 Tagen erlebt und gesehen habt!!! Ich hoffe das Paket kommt auch noch an. 28.3.22.